Inhaltsverzeichnis – andersneu KOMMUNikations Studie 2021/2022
Im Umgang der Kommunen mit Bürger*innen-Reaktionen auf eigene Postings zeigt sich, ob und inwieweit Städte und Gemeinde sich auf Diskussionen mit Bürger*innen einlassen oder ob es bei Antworten auf eigene Posts öfters auch mal “Kein Kommentar” heißt.
Das Wesen dieser Netzwerke ist ihre Bi- oder Multi-Direktionalität. Veröffentlicht man Beiträge, muss man mit Reaktionen rechnen. Diese tauchen dann entweder direkt unter den Beiträgen auf oder werden auf anderen Nutzerprofilen direkt oder indirekt zitiert und verknüpft, z.B. in Form von Retweets. Selbst, wenn die Kommentarfunktion abgestellt ist, lassen sich digitale Nachrichten leicht teilen und an anderer Stelle veröffentlichen und diskutieren.
Der Umgang mit sozialen Netzen erfordert also ein Umdenken, denn Bürgerinnen und Bürger wollen mitreden und diskutieren – und dies nicht immer nur auf sachlich-freundliche Art und Weise.
Wenn Kommunen auf Kommentare unter ihren eigenen Posts reagieren, dann bereitet dies Arbeit, denn Diskussionen können schnell ausufern und im schlimmsten Fall zu einem Shitstorm führen. Andererseits geben kritische Kommentare oft wichtige Hinweise und Informationen preis und können als Startpunkt für einen offeneren Bürger*innen-Dialog dienen.
In den Ergebnissen der andersneu-Studie zeigt sich, dass mit ca. 79 % eine deutliche Mehrheit der teilnehmenden Kommunen die Bürger*innenbeteiligung in sozialen Netzwerken ebenfalls für wichtig oder sehr wichtig hält. Immerhin fast 21 % konstatieren, dass die Bürger*innenbeteiligung in diesen Bereichen unwichtig oder nur mäßig wichtig ist.
Diese Relevanz der Bürger*innenbeteiligung in sozialen Netzwerken spiegelt sich dann auch darin wieder, dass rund 78 % der Befragten angeben, dass es Ihnen sehr wichtig oder wichtig ist, auf Kommentare in sozialen Netzwerken zu antworten. Allerdings sehen auch ca. 22 % es nicht als notwendig an, auf Kommentare von Bürger*innen zu reagieren.
Entsprechend sieht auch das Bild aus, das die Ergebnisse auf die Frage “Reagieren Sie in sozialen Netzwerken auf Kommentare/Beiträge von Bürger*innen?” ergeben. 85 % der befragten Kommunen reagieren auf Kommentare und Beiträge von Bürger*innen. Nur 15 % beantworten Kommentare nicht.
Bürger*innen und Meinungen
In den folgenden Fragen der andersneu KOMMUNikations Studie 2021 geht es darum, ob und wie deutsche Kommunen ihre Bürger*innen im Dialog nach ihrer Meinung fragen und ob Kommunen zum Beispiel auch Anregungen aus sozialen Netzen aufgreifen und nachverfolgen. Daraus können sich wertvolle Anregungen oder Hinweise auf Probleme in der Kommune erkennen lassen. Zudem ist es Bürger*innen zunehmend wichtig, gehört zu werden und sich in kommunale Belange einzubringen.
Das zeigt sich zum Beispiel auch in den Kernergebnissen der Studie“Vielfältige Demokratie Kernergebnisse” der Studie „Partizipation im Wandel – Unsere Demokratie zwischen Wählen, Mitmachen und Entscheiden“.
Die Studie des Bundeslandes Baden-Württemberg kommt unter anderem zu den Erkenntnissen, dass sich “Deutschland auf dem Weg von der repräsentativen zu einer vielfältigen Demokratie befindet, in der die rein repräsentativen Verfahren ihre Monopolstellung verloren haben. Die Bürger möchten über wichtige Fragen mitreden und direkt (mit-) entscheiden. Wählen allein reicht ihnen nicht mehr aus.”
Weitere Erkenntnisse der Studie sind, dass “die Bürger über wichtige Fragen direktdemokratisch selbst entscheiden möchten. Sie wünschen sich sehr viel mehr direkte Demokratie als bisher in Deutschland praktiziert wird”. Weiterhin ergänzt die Studie im Kernergebnis Nr. 6, dass eine “erfolgreiche Bürgerbeteiligung die Zufriedenheit mit der Funktionsweise der Demokratie erhöht und das Vertrauen in die demokratischen Institutionen stärkt.”
Das führt laut der Studie zu einer “[…] erhöhten Akzeptanz von Politik-Entscheidungen” und zudem “[…] verhindert Bürgerbeteiligung Fehlplanungen und Fehlinvestitionen”.
Wie werden Anregungen empfangen und bearbeitet?
Diese Erkenntnisse verdeutlichen, wie wichtig die Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern in die Beteiligung kommunaler Prozesse ist. Allerdings setzen nur 30,3 % der befragten Kommunen Umfrage-Tools oder ähnliche Werkzeugen ein, um Bürger*innen nach ihrer Meinung zu fragen.
Dafür nehmen aber rund 88 % der Kommunen Bürger*innen-Anregungen aus sozialen Netzwerken entgegen und nur etwa 11 % beachten diese nicht.
Bei der Erfassung von Kommentaren und Meinungen der Bürger*innen setzen mit 83 % die meisten Kommunen auf händische Arbeit und nur knapp 17 % nutzen spezielle Werkzeuge oder Prozeduren, um Anregungen entgegen zu nehmen.
Im Sinne des offenen Dialogs und der aktiven Beteiligung von Bürger*innen sollten Kommunen die Befragten über Entwicklungen auf dem Laufenden halten. Schließlich interessiert die Bürgerinnen und Bürger, ob und was mit ihren Anregungen geschieht. Doch nur knapp die Hälfte der Kommunen – rund 47 % – informieren, was mit den Anregungen passiert.
Inhaltsverzeichnis – andersneu KOMMUNikations Studie 2021/2022
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