Insbesondere in touristischen Regionen sorgen gut aufbereitete und spannende Blogs für mehr Besucherinnen und Besucher. Aber auch Städte profitieren von informativen Blogs, um gezielt ihre Bürgerinnen und Bürger zu erreichen und zu informieren. Im andersneu Interview erklärt unsere Dozentin Dr. Frauke Hewer die zahlreichen Einsatzmöglichkeiten und Vorteile des Bloggens.
Frau Dr. Hewer, Sie empfehlen nicht nur Unternehmen, mit dem Bloggen zu beginnen, sondern sehen auch für Kommunen darin in Blogs einen großen Nutzen. Ein Blog, dass ist doch »nur« ein Internet-Tagebuch, oder?
Zunächst mal ist es wichtig, einen Blog nicht als ein Internet-Tagebuch zu verstehen. Natürlich kann man sich heute immer noch – z.B. mit WordPress – ein Tagebuch-Blog erstellen und auch privat nutzen. Aber Blogs sind heute wirklich mächtige Werkzeuge.
Blogs eignen sich vor allem gut, wenn man seine eigenen Themen im Internet sichtbar machen möchte. Und ich denke, das interessiert vermutlich jede Kommune. Gerade angesichts der immer weniger werdenden regionalen Medien ist das eine gute Möglichkeit, Bürgerinnen und Bürger zu erreichen. Obendrein lassen sich Blogs bei Google positionieren und werden oft sehr gut gefunden. Und wer in den Suchmaschinen nicht auftaucht, der hat ein großes Problem.
Kommunen können Blogs also zur Bürger*innen-Kommunikation einsetzen, aber auch im touristischen Umfeld bietet sich ein Blog an, um Menschen auf eine Region aufmerksam zu machen.
Wo genau sind denn die Vorteile eines Blogs zu sehen?
Der wichtigste Vorteil ist, dass ich meinen Besucherinnen und Besuchern Inhalte anbieten kann, nach denen sie auch suchen. Umgekehrt gesagt: ich kann für genau meine Themen gefunden werden.
Die Frage bei den Inhalten ist immer: biete ich wirklich das an, was Bürger*innen suchen? Stellen Sie sich vor, in Ihrem Ort gibt es eine spezielle Kur, nämlich eine Salinen-Kur. Menschen, die genau diese Kur benötigen, werden auch danach suchen. Wenn alle nur nach einer Kur suchen würden, hilft Ihnen die Erwähnung einer Salinen-Kur Art natürlich nichts. Es reicht aber nicht, dass ich einfach nur das Wort Kur oder eben Saline auf meiner Website erwähne. Ich muss Inhalte erzeugen, in denen genau das Wort im entsprechenden Kontext vorkommt.
Google erkennt ganz gut, ob ein Text für eine bestimmte Suchanfrage relevant ist. Ein Blog sorgt dafür, dass er auf der eigenen Website gut gefunden werden kann. Wenn ich also viele gute Inhalte zu bestimmten Themen erzeuge, bin ich auch in der Suchmaschine weit vorn. Genau das ist ein Aspekt der Suchmaschinenoptimierung. Dazu gehören zwar noch weitere Faktoren, aber entscheidend sind die passenden Inhalte.
Wenn Sie auf Ihrer Website zum Beispiel nur über Kuren allgemein sprechen, wird wahrscheinlich niemand auf die Idee kommen, bei Ihnen nach einer Salinen-Kur anzufragen.
Sie sprechen von Suchmaschinenoptimierung. Habe ich denn auch als kleinere Gemeinde überhaupt eine Chance, auf die vorderen Plätze der zu kommen? Das können doch nur die ganz Großen, oder?
An dem Beispiel von den Salinen-Kuren sehen Sie, dass gerade spezielle Themen sehr gut geeignet sind. Spezialisierte Suchwörter bzw. Suchwortkombinationen sind viel weniger umkämpft. Wenn Sie Autos verkaufen wollen und versuchen, zum Suchwort Autos ganz nach vorne zu kommen, müssen Sie viel mehr Aufwand betreiben. Im Gegensatz dazu positioniert man sich leichter für Suchende, wenn man zum Beispiel zu Themen, wie »Corona Informationen Reinheim« oder »Wanderwege Düren« relevante Inhalte erzeugt.
Je spezieller Ihre Angebote und Themen als Kommune sind, umso besser für Sie. Sie werden sicherlich keine Massen auf Ihre Website damit locken. Aber das ist für Sie ja auch nicht interessant. Wenn die richtigen Menschen, die für sie passenden Inhalte auf Ihrer Website finden, dann ist ja eigentlich jedem geholfen, oder?
Es gibt ja viele spezielle Themen in Kommunen. Ist das überhaupt für irgendjemanden interessant und lohnt es sich, darüber zu bloggen?
Ja, absolut. Wie eben schon gesagt: Sie wollen ja nicht die Massen ansprechen, sondern eine ganz spezielle Zielgruppe. Selbstverständlich ist Bloggen kein Allheilmittel. Aber gerade dann, wenn Sie etwas sehr Spezielles vermitteln möchten, können Sie von dieser Art der Öffentlichkeitsarbeit enorm profitieren.
Und: Es ist für genau diejenigen interessant, die danach auch suchen.
Sie fragten ja, worüber man bloggen sollte. Die meisten dürften zahlreiche Fallbeispiele haben, über die sie etwas erzählen können. Oder sie können Tipps rund um die Probleme und Wünsche ihrer Bürger*innen geben. Das Wichtigste ist – wie so oft: sie müssen die Welt mit den Augen ihrer Bürgerinnen und Bürger – und denen, die es vielleicht werden sollen – sehen. Stellen Sie sich die Frage, was diese Menschen interessiert und wie diese Menschen nach passenden Informationen suchen. Das selbe gilt natürlich für Besucher, die Sie ansprechen und in Ihre Stadt locken wollen.
Oftmals erzählen Kommunen auf ihren Websites nur, was sie machen. Das ist oft aber gar nicht das, wonach die Leute suchen. Ein Beispiel: Schreiben Sie auf Ihrer Webseite nur ganz allgemein, dass Sie Kuren anbieten und es auch noch begleitende Angebote gibt, dann ist das zwar schon interessant. Aber für eine Suchmaschine eben nicht spezifisch genug.
Erzählen Sie dagegen etwas über die spezielle Salinen-Kur, ihre Geschichte und die therapeutischen und / oder entspannenden Wirkungen, können Menschen das gut verstehen und Suchmaschinen gut interpretieren. Jede Stadt und Gemeinde hat etwas Individuelles. Und das ist genau für die interessant, die danach suchen.
Was würden Sie jemandem empfehlen, der mit dem Bloggen beginnen möchte?
Ich würde ihr oder ihm empfehlen, sich zunächst einmal wirklich intensiv mit dem zu beschäftigen, wofür sich die Zielgruppen interessieren. Dazu gehört zu definieren, wer das überhaupt ist. Das ist die wichtigste Vorarbeit, um die richtigen Themen zu finden.
Selbstverständlich ist ein Jubiläum einer Gemeinde für Menschen vor Ort interessant, aber für Außenstehende oft nicht. Natürlich eignen sich auch solche Inhalte für ein Blog. So ein Jubiläum zeigt ja eine gewisse Tradition und kann dadurch Vertrauen wecken. Aber für potenzielle Neubürger*innen und für die Suchmaschinenoptimierung ist so etwas weniger geeignet. Und Touristen interessiert es nur bedingt.
Erzählen Sie Menschen lieber etwas, das ihnen hilft. Wonach suchen zum Beispiel Menschen, die in eine Gemeinde ziehen möchten? Ist es das schnelle Internet? Kita-Plätze? Ein vielfältiges Vereinsleben oder so viel Ruhe, wie man sich nur wünschen kann?
Erstellen Sie einen Plan, in dem Sie diese Probleme und Wünsche zu Blog-Beiträgen machen. Wichtig ist auch, dass sie das regelmäßig tun. Denn für Menschen, wie für Maschinen ist nichts langweiliger als die Blog-Artikel von vorgestern. Die Suchmaschine merkt übrigens genau, welche Blogs nicht mehr gepflegt werden. Und lässt sie Stückchen für Stückchen nach unten abrutschen. Dranbleiben lohnt sich also.
Übrigens: Bloggen ist kein Sprint. Es dauert etwas, bis sich die ersten Ergebnisse zeigen. Aber auf die Dauer bringt es was. Nicht allen, aber vielen.
Sie sehen insbesondere im touristischen Umfeld einen großen Vorteil für das Bloggen. Wie können Kommunen und Regionen ein Blog nutzen?
Wer sich als Destination touristisch vermarkten will, kann mit Bloggen die Sichtbarkeit wirksam erhöhen. Regelmäßige Artikel rund um touristische Erlebnisse in der eigenen Region oder der Stadt, die man vermarkten möchte, lenken Interessierte zum eigenen Angebot.
Besonders interessant wird das, wenn man auch noch die Gastronomie und die Hotellerie ins Boot holt. Die Themen liegen in diesem Bereich fast schon auf der Straße. Man muss sie aber aufsammeln, strukturieren und gut aufbereiten. In Kombination mit packenden Bildern, die Lust auf einen Besuch vor Ort machen, ergeben sich unzählige Möglichkeiten. Ein Blog ist die ideale Plattform dafür.
Schreibe einen Kommentar